Der Ort Stapelburg

Stapelburg liegt unmittelbar an der Grenze zu Niedersachsen am Ausgang des Eckertales an der Bundesstraße 6 rund vier Kilometer nördlich von Ilsenburg.

Er hat sich aufgrund seiner Lage zu einem Wohnstandort entwickelt, da die Bahnverbindung nach Bad Harzburg und Wernigerode im Zuge der Neugestaltung der Verkehrswege anlässlich der Wiedervereinigung wieder hergestellt bzw. hierfür eine neue Trasse geschaffen wurde. Darüber hinaus besteht durch die neugeschaffene Bundesstraße 6n ein Anbindung an das Autobahnnetz (A 395).

Am 01.Januar 2010 schloss sich die Gemeinde Stapelburg mit verschiedenen Nachbarorten zur Gemeinde Nordharz zusammen. Malerisch und idyllisch eingebettet von den sanften Ausläufern des Nordharzes liegt der Ort Stapelburg am Ausgang des Eckertals. Schon seit Jahrhunderten, vom frühen Mittelalter bis in die Neuzeit, bildetet das Eckertal mit dem Fluss Ecker eine natürliche territoriale Grenzlinie. Kaum vorstellbar, dass dieser Ort auf Grund seiner herrlichen Lage erst im Jahr 1567 von Dr. Heinrich von Bila ( 1535-1584 ) unter den Namen "Bilashausen", kurze Zeit später nach den Namen der beherrschenden Burganlage " Stapelburg" gegründet wurde. Und doch gehört Stapelburg zu denen in der Zeit der Kirchenreformation gegründeten Orte und ist damit einer der jüngsten im nördlichen Vorharzgebiet.

Eine Sonderstellung unter den Orten der damaligen Grafschaft Wernigerode nahm die Gemeinde Stapelburg auf Grund seiner planmäßig angelegten Siedlungsstrukturen durch Dr. Heinrich von Bila ein. Am 19. April 1559 war H. von Bila von dem Halberstädter Bischof in den Besitz der Stapelburg, nebst allen Hab und Gut und Ländereien gesetzt wurden. Damit verloren die Grafen zu Stolberg-Wernigerode sämtliche Besitzansprüche auf die Stapelburg und deren Zubehör. Als Entschädigung mußte Heinrich von Bila eine offene Schuld der Stolberger Grafen an den Bischof zu Halberstadt begleichen. Der Besitzwechsel war jedoch ein sehr fragwürdiges Vorgehen und wurde sogar gewaltsam durchgesetzt. Die Grafen reichten beim Reichskammergericht Klage ein, da die Entschädigungssumme die wahre Schuldsumme bei weitem überstieg. Heinrich von Bila nutzte den schleppenden Gang der Rechtstreitigkeiten und siedelte in den Folgejahren zahlreiche Bauern an und machte große Flächen des umliegenden Landes urbar.

Am 16. September 1567 kam es dann zum Vertragsabschluss über die Gründung der Gemeinde Stapelburg. Diese Gründungsurkunde bildete zugleich die älteste Rechtsgrundlage aller Dienstverpflichtungen für die neu angesiedelten 58 Reiheleute. So begann also vor ca. 450 Jahren die Geschichte des Ortes Stapelburg, welche bei weiteren Studien der Ortschronik, vom späten Mittelalter bis in die Gegenwart, wieder lebendig wird. Von den wechselnden Besitzern der ehrwürdigen Burg, den ersten Höfen und deren Familien, der detaillierten Geschichte der Pfarrgemeinde, der ereignisreiche Zeit in den Wirren des 30 jährigen Krieges, bis hin zu der düsteren Epoche des 1. und 2. Weltkrieges, aber auch über die wirtschaftliche Entwicklung, besonders der Landwirtschaft, den Vereinen und der Schulgeschichte, weis die Chronik unseres Ortes umfangreich und interessant zu berichten.

Dank engagierter Heimatpflege wird auch die jüngere Vergangenheit aufbereitet und dokumentiert und den kommenden Generationen weitergegeben. Vielleicht gelingt es ja künftigen geschichtsinteressierten Heimatfreunden mit Hilfe von neusten Untersuchungsmethoden der Archäologie und durch weitere Aufarbeitung der zahllosen historischen Archiven, die Siedlungsgeschichte unseres Ortes weiter zu erforschen. Eduard Jacobs, der wohl bekannteste Kulturhistoriker unserer Region schrieb schon zu Beginn des vorigen Jahrhunderts in seinen Beitrag zu " Stapelburg und Windelberode "..... ......."

Das Dorf Stapelburg, etwas östlich von der Ecker am Stimmeckenbach, in einer fruchtbaren Niederung mitten vor dem Nordharz gelegen, da wo das Gebirge seinen mit herrlichen, in jüngster Zeit gelichteten Laubwald bedeckten Fuße etwas weiter in die Ebene vorstreckt, läßt durch diese Lage darauf schließen, daß es in eine tausendjährige Vorzeit zurück reicht. Dem widerspricht zwar das Gründungsjahr unseres Ortes und doch muß man die These als im wesentlichen richtig anerkennen. ....... den wenn auch bei der Gründung des neuen Dorfes nach dem Jahre 1559 Wald und Gesträuch gerodet werden mußte, so geschah es doch auf der Flur eines ehemals bestehenden Ortes, dessen Kirchhof und ganze Lage nur wenige hundert Meter nordöstlich unserer Gemeinde und noch näher unter der Burg hinreichend erkennbar blieb....(E. Jacobs) Jener ehemalige Ort dessen Flur durch Lichtung des einst bis in diese Gegend ununterbrochen ausgedehnten Harzwaldes gewonnen wurde, hieß die " Rodung der Wendilburg " und war wie das ganze angrenzende Territorium Eigentum des deutschen Königsgeschlecht der " Ottonen ".

Am 12. November 995 schenkte König Otto III. zu Mainz der Stiftskirche zu Meißen einen Teil seines Eigentums (verschiedene Dörfer am Nordharz) und dem Dorf " Wendilburgoroth ", gelegen in der Grafschaft des Unego, mit " Hörigen " beiderlei Geschlechts, königlichen Knechten und Mägden, zu vollfreien Eigentum. Den "Zehnten" in der " Villa Windelburgerode " (Dorf...) erwarb das Jungfrauenkloster Stötterlingenburg, wie aus dem zu Lyon am 5. September 1249 ausgestellten Bestätigungsbrief des Papstes " Innocenz IV. zu ersehen ist. Die umfangreichen Urkunden und Aufzeichnungen und eine Chronologie die bis in die christliche Missionszeit der " Karolinger " zurück reicht unterstreichen die Bedeutung des Ortes " Windelburgerode unter der Wendilburg " vom frühen Mittelalter bis zu seinem Niedergang Anfang des 16. Jahrhundert.

In einer Urkunde vom 16. April 1515 wird der Ort letztmalig als zur Stapelburg gehörend erwähnt und als unbesetzt (wüst) bezeichnet. Bis zum heutigen Zeitpunkt ist es nicht gelungen die geschichtliche Lücke bis zur Gründung des Dorfes Stapelburg im Jahr 1567 zu schließen. Sollte zukünftig der Nachweis über den direkten Übergang von Windelberode auf Stapelburg erbracht werden, dann liegt die 1000-Jahr-Feier unseres Ortes schon viele Jahre hinter uns.....

U. Leßmann 2015